· 

Der Gott, der uns sieht und nicht vergisst


Foto von Kotangens
Foto von Kotangens

Hagar und Ismael wurden in die Wüste geschickt

Hagar war die ägyptische Magd von Sarah und Abraham, die deren Kind geboren hatte. Eines Tages, nachdem der Junge Ismael Mutwillen trieb, befahl Sarah ihrem Mann Abraham, die Magd samt dem Kind hinauszutreiben, denn sie wollte nicht, dass Ismael mit ihrem Sohn Isaak zusammen erben würde. Abraham gefiel das um seines Sohnes willens gar nicht, aber Gott sagte ihm, dass er auf die Stimme seiner Frau hören sollte. (1.Mose 21.9-12)

Da stand Abraham am Morgen früh auf und nahm Brot und einen Schlauch voll Wasser, gab es Hagar und legte es auf ihre Schulter; er gab ihr auch den Knaben und schickte sie fort. Und sie ging und irrte umher in der Wüste von Beerscheba.

Wie furchtbar muss dieser eine Morgen für sie gewesen sein. Bis gerade eben hatten sie und ihr Sohn noch ein zu Hause und waren versorgt und plötzlich wurden sie einfach aus dem Haus getrieben und ihrem Schicksal überlassen. Sie wusste, dass der Proviant, den Abraham ihnen mitgegeben hatte, nicht lange reichen würde. Sie wusste, dass diese Wüste da draußen ihren Tod bedeuten würde.

Als nun das Wasser im Schlauch ausgegangen war, warf sie den Knaben unter einen Strauch, und sie ging hin und setzte sich gegenüber, einen Bogenschuss weit entfernt; denn sie sprach: "Ich kann das Sterben des Knaben nicht mit ansehen!" Und sie saß ihm gegenüber, erhob ihre Stimme und weinte. (1.Mose 21.15+16)

Was für ein schrecklicher Moment! Da saß sie nun, einsam und verlassen in der trockenen Hitze ohne Wasser. Sie war vollkommen verzweifelt, denn ihr war bewusst, dass sie und ihr Sohn jetzt verdursten würden. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie fragte sich: "Warum? Mein Kind hat doch noch sein ganzes Leben vor sich!"   


Hagar's Déjá-vu

Für Hagar war diese Situation in der Wüste wie ein Deja-vu, denn sie befand sich schon einmal allein und verlassen in der Wüste. Damals war sie schwanger und vor ihrer Herrin Sarah, die sie gedemütigt hatte, geflohen. Aber offensichtlich hatte sie in ihrer jetzigen Notsituation vergessen, was sie beim letzten Mal mit Gott erlebte. Denn da schickte der HERR ihr einen Engel, als sie gerade an einem Wasserbrunnen stand, um sie zu ermutigen und ihr den rechten Weg zu zeigen. (1.Mose 16.6-9) Sie erinnerte sich vermutlich in ihrer großen Sorge auch nicht mehr an die Worte, die sie selber damals sprach: "Du bist der Gott, der mich sieht!"  (1.Mose 16.13)


Wüstenzeiten

Wir kennen alle diese Zeiten, in denen wir zutiefst verletzt und enttäuscht worden sind. Andere Menschen haben uns nicht mehr die Wertschätzung entgegengebracht. Wir wurden ungerecht behandelt, abgelehnt und in die Wüste geschickt. Und dort irren wir nun umher, einsam und verlassen. Wir vergraben uns in unserem Leid und in unserem Schmerz. Wir denken über alles nach und grübeln und fragen uns, warum wir uns jetzt hier befinden und verstehen das alles nicht. Unsere Seele durchlebt eine Wüstenzeit. Sie leidet, weint, jammert und schreit.  


Gott loben und preisen in der Wüste!  

Es ist wichtig, dass wir in den Wüstenzeiten nicht komplett zumachen und uns dem Gefühl unseres Seelenzustandes hingeben, sondern dass wir uns erst recht nach Gott ausrichten und zum Thron Seiner Gnade kommen! Denn gerade dann, wenn die Umstände furchtbar und aussichtslos sind, ist die beste Zeit, um Gott anzubeten, Ihn zu loben und zu preisen. Es ist wichtig, dass wir uns an all das erinnern, was wir bereits mit Gott erlebt haben und Ihm für alles danken, was Er bereits für uns getan hat: an die Worte, die Er uns zugesprochen hat, an die Berge, die wir bereits mit Ihm gemeinsam überwunden haben und an die Siege, die wir bereits mit Ihm und durch Ihn gefeiert haben! 


Foto von v_blinov
Foto von v_blinov

Der Gott, der Hagar und Ismael sah und sie nicht vergass!

Gott hatte Hagar nicht vergessen. Er sah die Notsituation, in der sie und ihr Sohn sich gerade befanden und Er griff ein! 

Da erhörte Gott die Stimme des Knaben, und der Engel Gottes rief der Hagar vom Himmel her zu und sprach zu ihr: "Was ist mit dir Hagar? Fürchte dich nicht; denn Gott hat die Stimme des Knaben erhört, da, wo er liegt. Steh auf, nimm den Knaben und halte ihn fest an deiner Hand, denn ich will ihn zu einem großen Volk machen!"

Und Gott öffnete ihr die Augen, dass sie einen Wasserbrunnen sah. Da ging sie hin und füllte den Schlauch mit Wasser und gab dem Knaben zu trinken.  (1.Mose 21.17-19)

Mitten in der Wüste begegnete Gott Hagar und Ismael in deren größter Not, versorgte sie mit lebensnotwendigem Wasser und segnete sie!


Gott hat uns nicht vergessen - Er sieht uns!  

Wenn wir uns in der Wüste befinden, haben wir das Gefühl von Gott nicht gesehen und wahrgenommen zu werden. Wir fragen uns: "HERR, siehst du nicht, wie furchtbar es mir geht?",  "Siehst du nicht das Unrecht, das mir angetan wurde?",  "Siehst du nicht, wie sehr ich leide?"  Wir haben das Gefühl, dass Gott uns vergessen und verlassen hat. Das hat Er aber nicht! Denn der HERR, dein Gott, ist ein barmherziger Gott; Er wird dich nicht verlassen noch verderben; Er wird auch den Bund, den Er deinen Vätern geschworen hat, nicht vergessen. (5.Mose 4.31) 

Als wiedergeborene Kinder Gottes sind wir niemals alleine, vergessen oder ungesehen, denn Er lebt in uns! Gott ist jederzeit gegenwärtig, auch wenn wir das nicht immer spüren! 


Gott spricht: "Fürchte dich nicht!"  

In Wüstenzeiten sind wir verunsichert, machen uns Gedanken über unsere Zukunft, sind voller Angst und Sorge. Wie soll das alles weitergehen? Kommt da überhaupt noch etwas? Gott möchte nicht, dass wir uns fürchten! Er weiß, dass wir in einer gefallenen Welt leben in der viele Gefahren lauern, die uns zu ängstigen versuchen. Er weiß, dass wir täglich mit Herausforderungen und Ungerechtigkeiten zu kämpfen haben. Und gerade deswegen kommt in der Bibel ein Zuspruch Gottes viele Male vor, der da lautet: "Fürchte dich nicht!" 

Fürchte dich nicht, denn Ich bin mit dir; sei nicht ängstlich, denn ich bin dein Gott; Ich stärke dich, Ich helfe dir auch, ja, Ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit! (Jesaja 41.10)

Wir brauchen uns vor nichts und vor niemanden zu fürchten, denn Gott ist immer mit uns, an jedem Tag bis in alle Ewigkeit!  


Gott spricht: "Steh auf!" 

Wenn wir eine Wüstenzeit durchleben, ist es wichtig, nicht am Boden liegen zu bleiben, im Schmerz zu verharren oder vielleicht sogar in eine depressive Verstimmung zu verfallen! Es ist wichtig, wieder auf die Beine zu kommen! Egal wie schlimm und ausweglos die Situation zu sein scheint, Gott hat einen Ausweg! 

Siehe, Ich wirke Neues, jetzt sprosst es hervor; solltet ihr es nicht wissen? Ich will einen Weg in der Wüste bereiten und Ströme in der Einöde.  (Jesaja 43.19) 

Gott fordert uns auf, wieder aufzustehen und weiter vorwärts zu gehen, denn Er hat einen Plan für unser Leben und somit noch etwas mit uns vor!


Gott öffnet uns die Augen für die Oase! 

In den Wüstenzeiten ist unser Blick getrübt durch all den Schmerz. Wir sehen nur die Wüste, die Notsituation. Gott möchte aber, dass wir von unseren Umständen wegschauen und stattdessen hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens (Hebräer 12.2). Denn indem wir uns auf Ihn fokussieren, bekommen wir neue Hoffnung und Freude, weil wir wissen, dass in Ihm und durch Ihn das vollkommene Heil ist. Gott möchte, dass wir sehen, was Er sieht. Er möchte uns die Augen öffnen für die Fülle Seiner Herrlichkeit, für die lebensspendende Oase!   


Gott versorgt uns mit Wasser und Brot!  

Gott wird niemals zulassen, dass wir in der Wüste verdursten und umkommen! Er versorgt uns mit Wasser und Brot, um uns wieder zu stärken und aufzubauen. Das Wort Gottes ist das Wasser und das Brot des Lebens, das unsere Seele wieder aus der Wüste führt und unseren Geist wieder stärkt. Mitten in der Wüste hat Er ein tröstendes, ermutigendes, aufbauendes und wegweisendes Wort! 

Das Gras ist verdorrt, die Blume ist abgefallen; aber das Wort unseres Gottes bleibt in Ewigkeit!  (Jesaja 40.8)


Inmitten der Wüste brauchen wir uns nicht zu fürchten, denn Gott ist mit uns! Er ist da, um uns zu ermutigen, zu stärken und uns den rechten Weg zu weisen! Wenn wir Ihm glauben und vertrauen, werden wir erleben, wie Er unsere Wüste in eine Oase verwandeln wird! 

 

Verfasserin: Simone Vogt  


Kommentar schreiben

Kommentare: 0